Schmerzbewältigung:
Schmerzen sind keine Krankheit, sondern ein sinnvolles Körpersignal, um den Betroffenen in seinem Handeln zu unterbrechen und ihn auf ein körperliches oder seelisches Problem hinzuweisen.
Schmerzmittel heilen nicht, sie betäuben lediglich vorübergehend unsere Schmerzempfindlichkeit.
Die meisten Schmerzmittel (vor allem so genannte Kombinationspräparate, die mehrere Substanzen enthalten) haben ein erhebliches Suchtpotenzial: Das heisst, für Suchtkranke enthält ihre Einnahme ein grosses Rückfall - bzw. Suchtverlagerungsrisiko
Unser Schmerzerleben wird nicht nur von objektiven körperlichen Ursachen, sondern ganz wesentlich auch von unseren Gefühlen und Einstellungen gegenüber Schmerzen beeinflusst: Wer beispielsweise fürchtet, einen Schmerz nicht aushalten zu können und dabei seine Aufmerksamkeit besorgt auf den Schmerz konzentriert, verschlimmert sein Schmerzerleben.
Medikamente:
Folgende Medikamente haben ein Suchtpotenzial:
Schlafmittel:
z.B. Betadorm, Dalmadorm, Doriden, Halcion, Luminal, Medinox, Mogadan, Neodorm, Noludar, Norminox, Prodorm, Rohypnol, Sekundal, Vesparax.
Beruhigungsmittel:
z.B. Adumbran, Demetrien, Diazepam, Exphobin, Frisium, Lexotanil, Libirum, Normoc, Persumbran, Praxiten, Tavor, Tranxilium, Urbilat, Valium.
Schmerzmittel:
z.B. Develin, Dolantin, Dolviran, Eu-Med, Fentanyl, Fortral, Gelonida, Neuralgin, Nubain, Optalidon, Peracon, Polamidon, Quadronal, Rosimon, Silentan, Spalt, Temgesic, Thomapyrin, Treupel, Valoron.
Aufputschmittel/Appetitzügler:
z.B. AN 1, Antiadipositum X 112, Captagon, Eventin, Ephedrin knoll, Fugoa N, Pervitin, Reaktivan, Recatol N, Ritalin, Tradon, Venicipon
Distraneurin, ( mindert die Entzugserscheinungen bei Entgiftung)
sonstige Psychopharmaka: z.B. Librax, Limbatril
Weil darüber hinaus auch noch viele andere Medikamente ein verstecktes Suchtpotenzial enthalten können, sollten Suchtkranke grundsätzlich keine Medikamente ohne Wissen ihres behandelnden Arztes einnehmen.
von Dr. med. G. Lempke
Wie lange hat es gedauert,
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Jetzt gibt es das erste seit März 1996 zugelassene sogenannte Anti-Craving-Medikament Campral. Und vieler Orten wird aufgesprungen aufs neue Boot: Medikament! Als wenn es das gewesen wäre, wonach wir schon immer in der Suchtarbeit lechzten.
Da schreibt Dr. Redecker in der Ausgabe 3/96 vom "Patner-Magazin": "Zusammenfassend ist festzustellen, dass die derzeitigen Versorgungseinrichtungen eine gute Möglichkeit bieten, Psychopharmakotherapie und Psychosoziotherapie zum Nutzen der Klienten zu kombinieren".
Da schreibt der Arzt und Psychologe Gernot Lauer in einer Rezension von Aufsätzen zu einem Acamprosat-Symposion in der Zeitschrift "Sucht" 10/96..."scheint mit Acamprosat ein Durchbruch in der Pharmakotherapie der Süchte gelungen, welcher die Forschungslandschaft und die klinische Praxis in den nächsten Jahren zunächst verändern und dann wohl zunehmend prägen wird".
Ich bin entsetzt! Woher kommt diese stürmische Begeisterungswelle? Wo bleibt die kritische Auseinandersetzung? Im folgendem will ich in Stichworten einen minimierten Aufriss der Theorien- und Behandlungsentwicklung geben, vielleicht wird dadurch deutlich, wo die Auseinandersetzung dringlich ist:
1. Was sind die dauerhaften Wahrheiten zur Sucht?
Sucht ist ein gesamtmenschliches Geschehen zwischen biologischen Dispositionen, familiären und kulturbezogenen Prägungen sowie individuellen schicksalhaften Problemzuspitzungen.
In diesem "Grossfeld" der Verursachungs- und Mitwirkungsfaktoren setzt jede Epoche andere Dominanzen. In der Bewältigung von Sucht - das war über alle Epochen hinweg gültig - spielt der Abhängige, als der, der abgestürzt sich selber wieder rausziehen kann, die entscheidende Rolle. Ich zitiere den Suchtfachmann Dirk Schwoon im "Hamburger Ärzteblatt" 9/96: "Es ist ein Paradox, dass Alkoholabhängigkeit mit all ihren furchtbaren Folgeerscheinungen wie kaum eine andere Krankheit durch das einfache Unterlassen einer Handlung zum Verschwinden gebracht werden kann und dass zugleich kaum eine Krankheit so sehr die Begrenztheit therapeutischer Einflussnahme aufzeigt".
2. Die Epochen der Theorienbildung und Behandlungsansätze in der Nachkriegszeit waren:
3. Ergebnisse aus letzterem sind:
4. Entscheidende kämpferische Grundfragen für die gesamte Suchtbehandlungsszene müssten sein:
5. Als Fragen auf kleinerer Ebene an den jetzt zugelassenen Stoff stellen sich für mich:
6. Summe:
7. Philosophie: Wer sich der guten Neuerung verweigert, ist dumm. Wer modernistischen Strömungen huldigt, ist ebenfalls dumm. Wissen wir, was wir tun ?
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© U.M.Matthees/Alkohol