Auszüge aus
"Die Sucht gebraucht zu werden" >Melody Beattie<

Eigenschaften der Co-Abhängigkeit

Obwohl zwei Co-Abhängige in der Definition von Coabhängigkeit vielleicht nicht übereinstimmen, wenn sie darüber diskutieren, spürt doch jeder, was der andere meint.
In den Punkten - Symptome, Probleme, Bewältigungsmechanismen und Reaktionen - überschneiden sich die meisten Definitionen und Genesungsprogramme und stimmen überein. Diese Punkte führen zwangsläufig zur Genesung. Es sind die Dinge, die wir erkennen, annehmen, mit denen wir leben und fertig werden müssen, durch die wir uns hindurchzukämpfen haben und die uns häufig verändern.

Viele Fachleute sagen, der erste Schritt zur Veränderung ist die Erkenntnis. Der zweite Schritt ist das Annehmen. Uns das vor Augen führend, wollen wir die Charakteristika der Coabhängigkeit untersuchen. Diese Charakteristika wurden aus meiner Biografie und aus meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung zusammengetragen:

Sich Sorgen machen:

Co-Abhängige können

- sich für andere verantwortlich fühlen und Verantwortung tragen: für deren Gefühle, Gedanken, Taten, Entscheidungen, Wünsche, Bedürfnisse, deren Wohlergehen, deren Mangel an Wohlergehen und deren gesamtes Schicksal

- Angst, Mitleid und Schuld fühlen, wenn andere Menschen ein Problem haben

- sich veranlasst - fast gezwungen - fühlen, diesem Menschen bei der Problemlösung zu helfen, indem sie unerbeten Rat geben, ihn mit Vorschlägen überhäufen oder mit Gefühlen bedrängen

- enttäuscht sein, wenn ihre Hilfe erfolglos ist

- die Bedürfnisse anderer Menschen voraussagen

- sich wundern, warum andere für sie nicht dasselbe tun

- merken, daß sie JA sagen, wenn sie NEIN meinen, Dinge tun, die sie eigentlich gar nicht tun wollen, mehr als ihren notwendigen Anteil an Arbeit verrichten und Dinge tun, die andere Menschen für sich selbst tun sollten

- nicht wissen, was sie wollen oder brauchen oder es nicht für wichtig halten, ihre Bedürfnisse zu befriedigen

- versuchen, andere statt sich selbst zu erfreuen

-leichter Zorn über Ungerechtigkeiten anderer gegenüber empfinden und ausdrücken als über Ungerechtigkeiten ihnen selbst gegenüber

- sich am sichersten fühlen, wenn sie geben

- sich unsicher und schuldig fühlen, wenn jemand ihnen gibt

- traurig sein, weil sie ihr ganzes Leben damit verbringen, anderen zu geben, und niemand ihnen gibt

- sich von bedürftigen Menschen angezogen fühlen

- merken, daß sich bedürftige Menschen von ihnen angezogen fühlen

- sich langweilen, sich leer und wertlos fühlen, wenn es keine Krise in ihrem Leben gibt, kein Problem zu lösen ist oder sie niemand haben, dem sie helfen können

- ihre eigenen Pflichten vernachlässigen, um auf andere einzugehen oder etwas für sie zu tun

- sich verfolgt und unterdrückt fühlen

- tief innerlich glauben, daß andere Menschen irgendwie für sie verantwortlich sind

- anderen die Schuld für die Lage geben, in der sie sich befinden

- sagen, andere Menschen brächten sie dazu, so zu empfinden, wie sie es tun

- glauben, daß andere Menschen sie verrückt machen

- Wut haben, sich geopfert, nicht gebührend gewürdigt und benutzt fühlen

- feststellen, daß andere Menschen wegen aller ihrer Eigenschaften ungedudig und wütend mit ihnen werden

Schwaches Selbstwertgefühl

Co-Abhängige neigen dazu

- aus ungeordneten, unterdrückten oder nicht intakten Familienverhältnissen zu stammen

- zu leugnen, daß ihre Familienverhältnisse ungeordnet, unterdrückt oder nicht intakt waren

- sich selbst für alles Schuld geben

- sich Vorwürfe für alles machen, einschließlich darüber, wie sie denken, fühlen, aussehen, handeln und sich verhalten

- wütend, ablehnend, selbstgerecht und empört zu sein, wenn andere sie kritisieren oder ihnen Vorwürfe machen - etwas, das Co-Abhängigge gewöhnlich bei sich selbst tun

- Komplimente oder Lob abweisen

- durch Mangel an Komplimenten und Lob deprimiert zu sein (Entzug von Streicheleinheiten)

- sich anders zu fühlen als der Rest der Welt

- zu glauben, sie seien nicht gut genug

- sich schuldig zu fühlen, weil sie Geld für sich selbst ausgeben oder Dinge tun, die Spaß machen oder die sie für unnötig halten

- Ablehnung zu fürchten

- Dinge persönlich zu nehmen

- Opfer von sexuellen, körperlichem oder emotionalem Mißbrauch, Opfer von Geringschätzung, von Verlassenheit oder von Alkoholismus zu sein

- sich als Opfer zu fühlen

- sich einzureden, sie können nichts richtig machen

- sich davor zu fürchten, Fehler zu machen

- sich zu wundern, warum es ihnen schwerfällt, Entscheidungen zu treffen

- von sich selbst zu erwarten, alles perfekt zu machen

- sich zu fragen, warum sie nicht alles zu ihrer Zufriedenheit erledigen können

- oft das Wort "sollte" zu benutzen

- sehr viel Schuld zu empfinden

- sich dessen zu schämen, wie sie sind

- zu denken, ihr Leben sei nicht lebenswert

- zu versuchen, statt dessen anderen Menschen dabei zu helfen, ihr Leben zu leben

- sich künstlich Selbstwertgefühl zu verschaffen, indem sie anderen helfen

- ein besonders schwaches Selbstwertgefühl - Verwirrung, Versagen usw. - zu entwickeln, verursacht durch das Versagen und durch die Probleme anderer Menschen

- sich zu wünschen, daß ihnen einmal Gutes widerfahre

- zu glauben, daß Gutes nie geschehen werde

- zu glauben, sie verdienten Gutes und Glück nicht

- sich zu wünschen, daß andere Menschen sie gern haben und lieben

- zu glauben, daß andere Menschen sie wahrscheinlich nicht gern haben und lieben

- nach Beweisen zu suchen, daß sie gut genug für andere Menschen sind

- festzustellen, daß sie gebraucht werden

Verdrängung


Viele Co-Abhängige

- verdrängen ihre Gedanken und Gefühle aus Angst und Schuldgefühl aus dem Bewußtsein

- haben Angst davor, sich so sein zu lassen, wie sie sind

- wirken streng und beherrscht

Besessenheit

Viele Co-Abhängige neigen dazu

- schreckliche Angst vor Problemen und Menschen zu haben

- sich über albernste Dinge Sorgen zu machen

- viel über andere Menschen nachzudenken und zu sprechen

- durch die Probleme oder das Verhalten anderer Menschen nicht schlafen zu können

- sich Sorgen zu machen

- nie Antworten zu finden

- Menschen zu kontrollieren

- zu versuchen, Menschen bei Fehlverhalten zu ertappen

- nicht aufhören zu können, über andere oder Probleme zu reden, zu denken und sich Sorgen zu machen

- ihre Pflichten zu vernachlässigen, weil sie über jemanden oder etwas so aufgebracht sind

- ihre ganze Energie auf andere Menschen und Probleme zu konzentrieren

- sich zu wundern, warum sie nie Energie haben

- sich zu wundern, warum sie vieles nicht erledigen können

Kontrolle

Viele Co-abhängige

- haben Erfahrungen durchgemacht und mit Menschen zusammengelebt, die außer Kontrolle geraten waren und so ihre Sorgen und Enttäuschungen verursachten

- haben Angst davor, andere Menschen sein zu lassen, wie sie sind und Dinge auf natürliche Weise geschehen zu lassen

- sehen ihre Furcht vor Kontrollverlust nicht oder befassen sich nicht damit

- glauben am Besten zu wissen, wie die Dinge werden und wie Menschen sich verhalten sollen

- versuchen Ereignisse und Menschen durch Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Zwang, Drohung, Ratschläge, Manipulation oder Macht zu kontrollieren

- scheitern schließlich mit ihren Bemühungen oder erregen den Ärger anderer

- werden enttäuscht und wütend

- fühlen sich durch Ereignisse und Menschen kontrolliert

 


 

© U.M.Matthees/Alkohol

 

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